Geography meets Digital Humanities – Neuere Ansätze raumbezogener Modellierung
Am 12. und 13. März diskutierten Forschende aus unterschiedlichen Bereichen der Digital Humanities mit Kulturgeograph*innen über aktuelle Ansätze raumbezogener Modellierung. Der Workshop hatte zum Ziel, neuere digitale Forschungsverfahren kennenzulernen, die sich derzeit im Bereich der digitalen Geisteswissenschaften etablieren – und diese mit raumtheoretischen Ansätzen aus der Kulturgeographie in Austausch zu bringen. Situationsbedingt wurde der Workshop im digitalen Rahmen abgehalten, erzielte aber gerade dadurch eine hohe Reichweite. In verschiedenen Sessions wurden sowohl methodische als auch inhaltliche Querbezüge zwischen Digitalen Geisteswissenschaften und der Kulturgeographie erörtert und diskutiert.
Unter dem Motto “Make and Break” boten die beiden Keynotes von Georg Glasze (Universität Erlangen-Nürnberg) und Sara Fabrikant (Universität Zürich) spannende Einblicke in die wechselseitige Bezogenheit von mündiger Methodenanwendung und kritischer bzw. empirischer Prüfung der Ergebnisse. Georg Glasze zeigte am Beispiel lexikometrischer Methoden, wie damit Konstruktionsweisen alltäglicher Räumlichkeit in Diskursen sichtbar gemacht und nachfolgend dekonstruiert werden können. Sara Fabrikant konnte in ihrem Vortrag motivieren, wie sich kartographische Gestaltungsprinzipien für die Strukturierung von Information allgemein nutzbar machen lassen und wie sich der Mehrwert solcher Visualisierungen empirisch überprüfen lässt.
Beiträge von Marie Flüh, Julia Nantke und Mareike Schumacher (Universität Hamburg) sowie von Gabriel Viehhauser (Universität Stuttgart) und Florian Barth (SUB Göttingen) behandelten neuere methodische Ansätze zur automatisierten Extraktion raumbezogenen Wissens aus Erzähltexten und gaben Einblicke in die reichhaltige Typologie räumlicher Settings.
Marie Flüh, Julia Nantke, Mareike Schumacher (Universität Hamburg): Named Entity Recognition als Möglichkeit der raumbezogenen Modellierung in den Computational Literary Studies
Drei Beiträge – von Amy Larner Giroux und Rosalind Beiler (University of Central Florida), Ramona Roller (ETH Zürich) sowie Heiko Brendel (Universität Passau) – erörterten und diskutierten an konkreten Forschungsfragen digitale Möglichkeiten zur Modellierung,Visualisierung und Analyse von historischen Gesellschaft-Raum-Verhältnissen.
Heiko Brendel (Universität Passau): Geography meets Digital Humanities
In der letzten, eher methodisch orientierten Session stellte Florian Windhager (Donau-Universität Krems) ein ausdrucksmächtiges Toolset für raumzeitliche und zeitgeographische Analysen vor. Dominik Kremer und Nils Oßwald (FAU Erlangen-Nürnberg) zeigten in Ihren beiden Vorträgen, wie sich das bestehende lexikometrische Methodeninventar kulturgeographischer Forschung ständig erweitern und theoriebezogen komplementieren lässt.