Rigorosum Tobias Weidinger – 02.06.2021

Onward (Im)Mobilities and Integration Processes of Refugee Newcomers in Rural Bavaria, Germany

Tobias Weidinger (FAU)

Betreuerin: Prof. Dr. Perdita Pohle

Wann: Mittwoch, 2. Juni 2021
Wo: Aufgrund der noch immer geltenden Ausführungsbestimmungen zur Promotionsprüfung muss die Prüfung leider unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.

Deutschland wurde im letzten Jahrzehnt zum zahlenmäßig bedeutendsten Aufnahmeland für Geflüchtete in Europa, wobei die Bewegungsfreiheit und Weiterwanderung von Asylbewerber:innen als auch anerkannter und umgesiedelter Flüchtlinge aufgrund einer Verteilungspolitik und einer Wohnsitzregelung eingeschränkt ist. Dies führte dazu, dass Geflüchtete nicht nur in städtischen Gebieten angesiedelt wurden, sondern zunehmend auch als ländliches Phänomen betrachtet werden müssen. Während die Bevölkerungsentwicklung in ländlichen Räumen über viele Jahre mit den Attributen ‚Alterung‘ und ‚Bevölkerungsabnahme‘ beschrieben wurde und mit der Notwendigkeit der Sicherung und Anpassung der Infrastruktur- und Dienstleistungsangebote einherging, wurde die An- bzw. Umsiedlung von Geflüchteten in diese(n) Regionen in den letzten Jahren von vielen Akteurinnen und Akteuren als Chance gesehen. Aufgrund der zu erwartenden Weiterwanderung in die Städte blieb jedoch unklar, ob die Geflüchteten in der Lage sind, den Bevölkerungsrückgang nachhaltig umzukehren und dem Arbeits- und Fachkräftemangel sowie dem Rückgang von Infrastrukturen und Dienstleistungen entgegenzuwirken.

Vor diesem Hintergrund war es Ziel der Dissertation, die Weiterwanderungen, (Im)Mobilitäten und Integrationsprozesse dieser ‚geflüchteten Neuzugewanderten‘ (refugee newcomers) in ländlichen Räumen in Deutschland besser zu verstehen. Das theoretisch-konzeptionelle Ziel war dementsprechend, einen Beitrag zum Feld der Migrations- und (Im)Mobilitätsforschung zu leisten. Empirisch zielte die Arbeit darauf ab, erstens die diskursive Rahmung von Ansiedlungsprozessen von Geflüchteten in ländlichen Räumen zu analysieren, zweitens die Wohn- und Alltags(im)mobilitäten von geflüchteten Neuzugewanderten in ländlichen Räumen unter Rückgriff auf das ‚neue Mobilitätsparadigma‘ (New mobilities paradigm) zu analysieren und drittens die Charakteristika von Mechanismen der sozialräumlichen Exklusion und Inklusion von Geflüchteten in ländlichen Räumen in Bezug auf Alltagsmobilität und Zugang zu Wohnraum zu identifizieren. Methodisch und ethisch wurde angestrebt, solide Forschungsinstrumente neu zu entwickeln (bzw. bestehende Instrumente zu verbessern), die geflüchteten Neuzugewanderten eine Stimme geben und sie besser in Forschungsprozesse einbinden. Dadurch sollte ein besseres Verständnis ihrer Lebenswelten im Allgemeinen und ihrer erlebten sozialräumlichen Exklusion und Inklusion im Besonderen erreicht werden. Um die skizzierten Ziele zu erreichen, setzt die Dissertation auf einen interdisziplinären multimethodischen Ansatz mit empirischer Forschung im ländlichen Bayern und stellt die Ergebnisse in einer Serie von fünf Artikeln vor.